In unserem Bewusstsein tauchen fortlaufend Gedanken auf, die uns selbst und unsere Mitwelt deuten und bewerten. Wenn unsere Aufmerksamkeit mit ihnen verschmolzen ist, wir uns nicht bewusst sind, dass es Gedanken sind und nicht die Wirklichkeit selbst – dann nehmen wir Wirklichkeit verzerrt und verfälscht wahr, weil wir nicht mit ihr selbst verbunden sind, sondern mit unseren Vorstellungen und Urteilen ÜBER sie – ohne dass uns das bewusst ist. Wir begegnen uns selbst und unserer Mitwelt auf Ebene von Bildern, die wir von uns selbst und ihr haben: Bilder wer wir sind, wie wir sind, wie wir sein sollten, wie andere denken, dass wir sind oder sein sollten, usw.
Wenn wir empathisch sind, kommen wir in Kontakt mit der Lebendigkeit hinter diesen Bildern. Es fällt uns leichter, klar zu beobachten und wir sind dadurch mehr in Verbindung mit dem, was wirklich ist. Empathie ist unser Sinn für Lebendigkeit. Wir nehmen Lebendigkeit feiner, umfassender und intensiver wahr, können Gefühle leichter da sein lassen und annehmend fühlen, ohne unter ihnen zu leiden. Dadurch können wir besser mit uns sein – und besser mit und füreinander. Wir sind präsenter und können in herausfordernden Situationen leichter einen Raum von Sicherheit und Annahme schaffen. Wir begegnen uns direkter und tiefer und sind dadurch lebendiger, verständnisvoller, mitfühlender und gütiger mit uns und unserer Mitwelt verbunden.
Empathisches Zuhören schafft einen vertrauensvollen und sicheren Raum, in dem wir alles, was in uns lebendig ist, offen teilen können, ohne dass das Geteilte kommentiert oder bewertet wird. Alle Bewusstseinsinhalte, Sinneswahrnehmungen, Gedanken und Gefühle dürfen sich zeigen, als das was sie sind: Sinneswahrnehmungen, Gedanken und Gefühle. Dieses annehmende Daseinlassenkönnen, ohne etwas damit zu tun, kann eine große Erleichterung verschaffen und eine tiefe Empfindung von Gehört- und Gesehenwerden, Annahme, Mitgefühl und Verbindung schaffen.