Wenn wir träumen und uns nicht bewusst sind, dass wir träumen, ist unser Traum für uns Wirklichkeit. Wir glauben an die Bilder, die Gedanken und Gefühle die wir erleben. Wir sind mit dem Wesen in unserem Traum identifiziert, dass uns manchmal ähnelt, manchmal aber auch sehr von uns unterscheidet. Wie verrückt und unsinnig so mancher Traum ist, wird uns oft erst klar, wenn wir wieder erwacht sind.
Manchmal sind wir uns in unserem Traum darüber bewusst, dass wir träumen. Wir sehen, hören, fühlen vielleicht sehr nahe an der Wirklichkeit und doch ist uns bewusst, dass wir schlafen und träumen. Dadurch sind wir nicht wie sonst in unseren Träumen ganz in der Traumwelt versunken und mit unseren Traum-Ich identifiziert, sondern nehmen eine Beobachter-Position ein. Möglicherweise sind wir sogar in der Lage, innerhalb unseres Traumes Entscheidungen zu treffen und zu handeln, wir sind uns aber darüber bewusst, dass wir träumen und das Erlebte nicht die Wirklichkeit ist.
Doch was ist, wenn wir nicht mehr schlafen? Ist was wir wach erleben die Wirklichkeit? Die meisten Menschen haben schon unterschiedliche Situationen erlebt, in denen sie damit in Berührung kamen, wie leicht scheinbare Wirklichkeit zerfallen und scheinbar unmögliches Wirklichkeit werden kann. Wenn wir ent-täuscht werden, wenn unsere Vorstellungen und Erwartungen nicht mehr mit unseren Erfahrungen übereinstimmen, wenn wir erleben, dass unsere Vorstellungen über uns selbst oder unsere Mitwelt nur eine Vorstellung war, aber nicht die Wirklichkeit.
Und es kann uns auch im scheinbar wachen Zustand schwer fallen, Klarheit darüber zu gewinnen, was wirklich und echt ist und was Bild und Vorstellung.
Tatsächlich ist uns das auch weitgehend unmöglich. Denn die Wirklichkeit, wie wir sie erleben, ist nur ein persönliches Abbild der Wirklichkeit, dass in uns selbst aus Sinneseindrücken, deutenden und filternden Gedanken und Gefühlen gebildet wird. Alleine durch unsere Sinne sind wir dabei schon sehr eingeschränkt in unserer Wahrnehmung, denn nur ein Bruchteil der Wirklichkeit erreicht überhaupt unser Bewusstsein. Da wir Menschen untereinander verhältnismäßig ähnlich ausgeprägte Sinne haben, müsste das aber kein allzu großes Problem sein, da dadurch ein verhältnismäßig ähnliches Bild der materiellen Welt in uns entsteht, auf die wir gemeinsam Bezug nehmen können.
Doch die durch unsere Sinne beobachtbare Welt ist nur ein kleiner Anteil der von uns erlebten Wirklichkeit. Viel größer ist der Anteil, den wir deuten, bewerten, be- und verurteilen. Die Bedeutung, die wir allem beobachtbaren und nicht beobachtbaren geben und die Bilder und Vorstellungen, die daraus entstehen. Dazu die Bilder und Vorstellungen, die wir von anderen übernehmen, teils bewusst, teils unbewusst.
Alles was wir für Wirklichkeit halten, ist von uns gedeutete oder erdachte Wirklichkeit. Unsere Mitwelt und wir selbst. Wir alle leben in unterschiedlichen Welten und haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wer wir sind und was wir erleben.
Unsere Gedanken spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie sind in der Lage, allem die unterschiedlichsten Bedeutungen zu verleihen. Der selbe Ort kann für uns Himmel oder Hölle, der selbe Mensch Freund oder Feind sein, das selbe Verhalten Zuneigung oder Ablehnung hervorrufen. Nicht nur bei unterschiedlichen Menschen, sondern beim selben Menschen, innerhalb von Momenten. Wenn wir an unsere Gedanken glauben, sind sie in der Lage, unterschiedlichste Welten zu erschaffen, Illusionen, die wir für die Wirklichkeit halten. Wir glauben an die Bilder und Vorstellungen, ohne dass wir uns über darüber bewusst sind, dass es nur Bilder und Vorstellungen sind.
Für uns selbst mag das schwer vorstellbar sein, denn unser Traum wirkt unglaublich real. Doch wenn wir nur ein wenig in die Welt hinaus schauen und beobachten, in welchen unterschiedlichsten Welten viele Menschen leben und zu welchen Konflikten sie untereinander führen, bekommen wir eine Ahnung davon, dass nicht alle diese Welten die Wirklichkeit sein können. Auch nicht unsere.
Wir träumen einen Traum.
Was das bedeutet, können wir erst wirklich erfassen, wenn wir – wie bei unseren nächtlichen Träumen – aus unserem Traum aufgewacht sind.
Aber wie ist das möglich? Wie können wir erwachen und uns sicher sein, dass wir uns nicht immer noch in einem Traum befinden? Sind wir überhaupt in der Lage zu unterscheiden was wirklich ist und was nicht?