3 Minuten

Unse­re Gedan­ken sind ein fas­zi­nie­ren­des Instru­ment: wir kön­nen durch sie Erfah­run­gen spei­chern und wie­der abru­fen, Beob­ach­te­tes gedank­lich erfas­sen und des­sen Eigen­schaf­ten in ande­ren Beob­ach­tun­gen wie­der­erken­nen, sie mit­ein­an­der ver­glei­chen, auf ande­re Gedan­ken über­tra­gen. Wir kön­nen Zusam­men­hän­ge erken­nen, Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de, Ursa­chen und Fol­gen. Wir kön­nen eige­ne Gedan­ken­wel­ten schaf­fen, mit ihnen spie­len, krea­tiv sein. Wir kön­nen Gedan­ken mit­ein­an­der aus­tau­schen. Wir kön­nen uns mit ihrer Hil­fe etwas vor­stel­len, was es nicht gibt. Und wir kön­nen mit ihnen Hand­lun­gen pla­nen, die dazu füh­ren, dass die­se Vor­stel­lun­gen Wirk­lich­keit werden.

Durch unser Den­ken sind wir in der Lage viel­sei­tig schöp­fe­risch und gestal­te­risch zu wir­ken. Wir kön­nen uns selbst und unse­re Mit­welt bewusst und auf ein Ziel hin­füh­rend ver­än­dern. Dadurch sind wir mäch­ti­ge, wand­lungs­fä­hi­ge und ver­wan­deln­de Schöp­fer und Gestalter.

Doch die Macht unse­rer Gedan­ken birgt auch Gefah­ren: unser Bewusst­sein kann sich in ihnen ver­lie­ren, kann sich mit ihnen gleich­set­zen. Wenn dies geschieht, ist unser Bewusst­sein so in ihnen ver­sun­ken, dass es glaubt, sie wären die Wirk­lich­keit. Es nimmt die Wirk­lich­keit, sich selbst und sei­ne Mit­welt als Gedan­ken wahr – es träumt, ohne sich des­sen bewusst zu sein. Unser gan­zes Sys­tem reagiert auf die­se schein­ba­re Wirk­lich­keit als wäre sie real: sie bestimmt, ob und wie unse­re Lebens-Bedürf­nis­se erfüllt sind und es ent­ste­hen die damit ver­bun­de­nen ange­neh­men und unan­ge­neh­men Gefüh­le, die die Illu­si­on von Wirk­lich­keit ver­stär­ken und ihrer­seits Gedan­ken aus­lö­sen kön­nen. Von einem mäch­ti­gen und nütz­li­chen Instru­ment wer­den unse­re Gedan­ken zu einem Sys­tem, das unse­re Wahr­neh­mung, unse­re Erfah­run­gen und unser Han­deln kon­trol­liert. Wir glau­ben zu den­ken, doch statt des­sen wer­den wir gedacht.

Die Illu­sio­nen, die unse­re Gedan­ken her­vor­ru­fen, sind stark und nicht ein­fach zu durch­schau­en. Ist unser Bewusst­sein mit ihnen iden­ti­fi­ziert und hat es die von ihnen erschaf­fe­ne Welt als real ange­nom­men, hält es die­se für die Wirk­lich­keit, die gegen Ein­flüs­se von außen ver­tei­digt wird. Die Gedan­ken­welt ver­tei­digt sich und schirmt sich nach außen ab – oft ohne dass wir dies bewusst mit­be­kom­men. Denn wenn unser Bewusst­sein glaubt, es wäre mit den Gedan­ken iden­tisch, ist es kaum in der Lage sie grund­le­gend zu hin­ter­fra­gen, denn damit wür­de es sich selbst in sei­ner ver­meint­li­chen Exis­tenz bedrohen.

Je mehr unser Bewusst­sein – unse­re Auf­merk­sam­keit – vom Den­ken ein­ge­nom­men ist, des­to weni­ger ist es in der Lage, die Wirk­lich­keit selbst direkt wahr zu neh­men, denn Gedan­ken sind kein Wahr­neh­mungs­in­stru­ment. Wir neh­men so die Wirk­lich­keit über Deu­tun­gen und Vor­stel­lun­gen „wahr”. Wenn wir uns des­sen bewusst sind und in der Lage, die Wirk­lich­keit unab­hän­gig unse­rer Gedan­ken zu beob­ach­ten, kön­nen wir selbst wäh­len, an wel­che wir glau­ben wol­len und sie über­prü­fen und anpas­sen. Sind wir uns des­sen aber nicht bewusst und haben nicht gelernt, bewusst zu beob­ach­ten, hal­ten wir die Gedan­ken-Gebil­de für die Wirk­lich­keit selbst. So kann unse­re Vor­stel­lung von uns selbst und unse­rer Mit­welt aus ver­fälsch­ten, fehl­ge­deu­te­ten, ver­all­ge­mei­ner­ten und von ande­ren über­nom­me­nen, viel­leicht schon gene­ra­tio­nen­al­ten Bil­dern bestehen, die uns selbst und unse­rer Mit­welt schaden.

Durch die Kon­zen­tra­ti­on auf unse­re Gedan­ken neh­men wir unse­re Sin­nes­ein­drü­cke und die fei­nen Signa­le unse­rer Gefüh­le nicht direkt und unver­fälscht wahr. Wir sind dadurch nicht in der Lage, die Wirk­lich­keit selbst zu beob­ach­ten, wir sind nicht mit der Leben­dig­keit in uns und unse­rer Mit­welt ver­bun­den, wir sind nicht empa­thisch. Wir glau­ben an die in uns ent­ste­hen­den Gedan­ken – auch wenn sie nicht die Wirk­lich­keit abbil­den und uns und unse­rer Mit­welt scha­den. Ursprüng­lich kön­nen sie unse­rem Schutz gedient haben, doch wenn wir sie fest­hal­ten, bedro­hen sie irgend­wann unse­re Frei­heit und Leben­dig­keit. Wenn wir mit ihnen iden­ti­fi­ziert sind, wer­den wir von ihnen kon­trol­liert und beherrscht, ohne uns des­sen bewusst zu sein. Sie ver­tei­di­gen sich mit Intel­li­genz, Geschick­lich­keit und Krea­ti­vi­tät. Die Wirk­lich­keit ist in ihrer Logik eine Bedrohung.

Erst wenn das Leid, das durch den Glau­ben in die Gedan­ken­welt und unse­re Iden­ti­fi­ka­ti­on mit ihr ent­steht, grö­ßer wird, als das emp­fun­de­ne Leid, vor dem es uns schein­bar schützt – und wir die Ursa­che für das Leid nicht mehr im Außen sehen, son­dern in unse­rer inne­ren Gedan­ken­welt selbst – haben wir die Mög­lich­keit, uns durch Beob­ach­tung unse­rer Gedan­ken als nicht mit ihnen iden­tisch zu erken­nen, zu unse­rem rei­nen Bewusst­sein zu erwa­chen und unse­re Gedan­ken wie­der bewusst, als Schöp­fungs- und Gestal­tungs­in­stru­ment zu nutzen.

Macht und Illu­si­on unse­rer Gedanken
Teilen oder unterstützen?

Begleitung

Lebensberatung & Coaching

Unser Leben und unsere Mitwelt sind reich an Herausforderungen.

Ich begleite dich auf deinem Weg und unterstütze dich auf vielfältige Weise dabei, die inneren Voraussetzungen für Frieden, Lebendigkeit, Sicherheit und Fülle in deinem Leben und deiner Mitwelt zu schaffen.

Ich schaffe für dich einen sicheren Raum, in dem du Aufmerksamkeit, Annahme, Empathie, Mitgefühl und Verständnis erfahren kannst und unterstütze dich dabei, bewusst, achtsam und mitfühlend mit deinen Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen und Bedürfnissen in Kontakt zu sein, Klarheit zu gewinnen und die für dich stimmigen und sinnvollen Schritte zu gehen.

Begleitung, Lebensberatung & Coaching »

Beiträge mit gleichen Schlagwörtern finden:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen